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Ein Freimaurer stellt sich der Öffentlichkeit und antwortet

Dieses Thema Wirft eine Vielzahl von Einzelfragen auf, wie z.B.:

Was sagt man als Freimaurer in der Öffentlichkeit über die Freimauerer?
Gebe ich mich in der Öffentlichkeit als Freimaurer zu erkennen?
Muss ich Bedenken haben, mich in der Öffentlichkeit als Freimaurer erkenne zu geben?

Oder auch

Wie kann ich mich als Freimaurer nach außen so darstellen, dass der Gesprächspartner oder allgemein die Mitmenschen zu der Meinung oder Annahme kommen “Dieser Bund muss etwas Besonders sein, hier möchte ich Mitglied werden!”?

Jeder von uns kann diese oder auch andere Fragen in gleicher Richtung nach bestem Wissen selber beantworten, wenn er sich selber über folgendes ganz bewusst ist:

Warum bin ich Freimaurer? Wie bin ich dazu gekommen? Wie stehe ich heute dazu?

Bei dieser Selbsterkenntnis möchte ich dem Leser bei der Beantwortung einiger Hauptfragen behilflich sein: An den Anfang stelle ich die Frage: “Was ist Freimaurerei?” und beantworte sie spontan mit folgenden kurzen Sätzen:

  • Daheim ist sie Güte.
  • Im Geschäft ist sie Ehrenhaftigkeit.
  • In Gesellschaft ist sie Höflichkeit.
  • In der Arbeit ist sie Anständigkeit.
  • Für die Unglücklichen ist sie Mitleid.
  • Gegen das Unrecht ist sie Widerstand.
  • Für das Schwache ist sie Hilfe.
  • Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue.
  • Gegen den Unrechtmenschen ist sie Vergessen.
  • Für den Glücklichen ist sie Mitfreude.
  • Vor dem Allmächtigen, gleich wie er genannt wird, ist es      Ehrfurcht.

(Quelle: Zirkelkorrespondenz 1995)

Wenn wir danach leben und handeln sowie uns auch in der Öffentlichkeit so geben und zeigen, dann erfüllen wir die geschrieben und ungeschriebenen Gesetzte der Freimaurerei oder des freimaurerischen Gedankens und Zusammenlebens.

Freimaurerei ist aus meiner Sicht sicherlich keine besondere oder geheime Art des Zusammenlebens. Es ist nur das Miteinander in der vorhandenen Welt, zu dem wir uns gegenseitig in unseren Tempelarbeiten führen, durch Symbole geführt werden oder durch beispielhaftes Vorleben gegenseitig bringen.

Wir bearbeiten den rauen Stein – uns selber, uns ganz persönlich – in steter Kleinarbeit, so dass aus ihm ein Kubus werden möge, der gut zu dem Nachbarkubus passt und mit diesem und viel anderen zusammen ein stabiles standhaftes Bauwerk bilden kann.

Wir sind diese rauen Steine, die sich selber in täglicher Kleinarbeit bearbeiten müssen. Dabei sind wir der tätigen Mithilfe unserer Mitbrüder der Loge gewiss und können so gemeinsam mit vielen rauhen Steinen unserer Umwelt ebenfalls besser fertig werden.

Wie das Miteinander optimal sein könnte und das für uns alle, ich betone für uns alle auf dieser Welt, am besten sein würde, dazu stehen wir als Freimaurer in unserer Bruderkette zusammen und begleiten uns gegenseitig auf einem Wege.

Aber nun zuerst einige, wie mir scheint, wichtige Fragen und Antworten zum eigenen Selbstverständnis!                                                                                                                           “Warum wird ein Mann Freimaurer oder was bewegt uns, einem vorher fremden Bund beizutreten?” Dazu ein Zitat:
“In mein` Verein bin ich hineingetreten, weil mich ein alter Freund darum gebeten, ich war alleine.”

Mit diesen Satz begann Kurt Tucholsky 1927 sein Stück “Das Mitglied” Tucholsky war ein Freimaurer und gerade deshalb kann er mit dem “Verein” die Freimaurerlogen nicht gemeint haben. Denn sie fordern niemanden zur Mitgliedschaft auf. Mitglied wird der Suchende, wie wir den Interessierten nennen, erst dann, wenn die Bruderschaft der Loge ihn der von ihm beantragten Aufnahme für würdig erachtet hat, da sein Ruf, seine Begründung, sein Persönlichkeitsbild, das die für ihn Bürgenden von ihm gewonnen haben, die versammelte Bruderschaft überzeugt haben.

Wenn ich mich unter meinen Brüdern umhöre, so waren die äußeren Anlässe für deren Bitte um Aufnahme vielfältig. Als Altlogenmeister habe ich hierfür viele Erklärungen erfahren. Ein Grund scheint häufiger zu sein als andre: Die Bekanntschaft mit einem Manne, den man mochte, und der dann irgendwann offenbarte, er sei Freimaurer. In keinem Falle aber hatte “ein alter Freund darum gebeten”.

Indes, die Worte “ich war allein” sind für etliche Suchende durchaus von Belang. Mögen auch die äußeren Anlässe vielfältig sein, der innere Anlass stimmt weitgehend überein.

In unserer Gesellschaft nimmt die Zahl derjenigen zu, die einen Mangel an Mitmenschlichkeit und Kommunikation, an Toleranz, an Solidarität und an Nächstenliebe empfinden; und sie leiden darunter.

Die Segnung der Technologie, welche die meisten von uns durchaus zu genießen bereit sind, haben ihre Kehrseite. Man bedenke nur, in wie vielen der uns immer geläufiger werdenden neuen Worte der (aus dem Griechischen stammende) Wortteil “tele” vorkommt (tele = fern, weit). Wir entfernen uns von einander, inzwischen auch in der Berufswelt (Tele-Arbeitsplätze), dort, wo wir gleichzeitig in besondere Weise der Wettbewerber des “Nächsten” sind.

Das alles lässt nach Gemeinschaft mit jenen suchen, die sich der Brüderlichkeit verschrieben haben, nicht nur der Brüderlichkeit im eigenen Kreise. Wir Freimaurer haben da gewiss keinen Vorrang. Aber (auch) wir sind eine solche Gemeinschaft. Freimaurerei hatte immer eine wichtige Quelle im Mangel an Toleranz, Solidarität und an zu geringer Freiheit in der Gesellschaft. Jener Mangel führte und führt Männer eines guten Willens zueinander, Männer aus nahezu allen Berufen, Handwerker, Kaufleute, Wissenschaftler aller Disziplinen, Geistliche und Diener des Staats als Beamte oder Soldaten.

Aus den mittelalterlichen Dombauhütten sind die Logen entstanden, geistige Schutzhütten wohlmeinender, freiheitsliebender und anderer Meinung gegenüber aufgeschlossener Männer sind sie heute. In ihren Tempeln, den rituellen Versammlungsräumen, arbeiten die Freimaurer in brüderlicher Gemeinschaft daran, ihr eigenes Ich zu entdecken, es zu entwickeln, um zu einem für die menschliche Gesellschaft (noch) nützlicheren Wesen zu werden.

Nützlich für jede soziologische Gruppe, sei es die Familie, sei es die Kollegenschaft, sei es die Gemeinschaft derjenigen, die der gleichen Nation angehören oder unter ihrem Schutz leben, sei es die Weltgemeinschaft, in der es soviel Elend gibt. Und das selbst geschieht nicht etwa plakativ, sondern im Stillen ein jeder arbeitet an sich selbst, in der Überzeugung, das der Weg so wichtig ist wie das Ziel.

Was ist das Ziel? Antwort: Der Mensch auf seinem Weg zur Vervollkommnung.

Jenen Weg kann nur ein jeder für sich selbst beschreiten. In unserer Symbolsprache nennen wir das die Arbeit am rauen Stein, der wir sind. Mit Hilfe von Symbolen (Sinnbildern) versuchen wir, das leichter zu erfassen, was an sich schwer zu fassen ist. Die Symbole begleiten, richtiger, sie markieren unseren Weg zur Vervollkommnung.

Dazu zwei Zitate unseres verstorbenen Bruders Ofenbach: “wie wir …..unsere Arbeit am rauen Stein aufzufassen haben, wie wir an unser freimaurerisches Ziel herankommen, auf welche Art und Weise, das sagen uns die Symbole …(die)vornehmlich aus der Männerwelt” (stammen). Oder:

Wer ein Freimaurer werden will. muss ein gewisses Verständnis für Symbole besitzen. Es muss in ihm die Fähigkeit vorhanden sein, mit Symbolen umzugehen, symbolhaft zu denken. Das ist etwa so vergleichbar: man schafft sich nicht eine Brille an, um lesen zu lernen, sondern man muss schon vorher lesen können.

Indem wir ein Symbol betrachten, es nach eigenen Empfinden völlig undogmatisch zu begreifen suchen, muss gleichzeitig eine Beeinflussung der seelischen Kräfte in uns ausgelöst werden, so daß es letztlich zu einer Änderung unserer geistigen und moralischen Einstellung kommt. Dieses ständige innere Umdenken in uns selbst soll dann folgerichtig zu einer Wirkung nach außen führen.

Unser Ritual, unsere Symbole entstammen dem Brauchtum der Steinmetzbruderschaft, sie gehen aber auf noch viel ältere Elemente zurück, auf antike Mysterienbunde, auf die Kabbala, die Gnostiker und vor allem auf das Christentum. Der auf das Christentum gegründete Freimaurerorden vereinigt Brüder, gleich welcher Glaubenszugehörigkeit, auch mit Brüdern sie sich von der Kirche abgewandt haben solange jene sich im Leben nach Ordensregeln zu verpflichten vermögen.

Im Jahre 1717 hatten vier Logen in London die erste Großloge gebildet und den Bruder James Anderson beauftragt, ihre Grundregeln zusammenzufassen. Das geschah in den sogenannten “Alten Pflichten” von 1723. Sie wurden zur Grundlage der Arbeit der Freimaurerei auf der ganzen Welt.
Es gibt rund 6 Millionen Freimaurer. Zwei Drittel von ihnen leben und arbeiten in den Vereinigten Staaten von Amerika, deren Verfassung viele Freimaurer zu Vätern hatte.

In der Bundesrepublik Deutschland, wo die Zeit des Nationalsozialismus und (in den neuen Bundesländern) die des kommunistischen Regimes die Freimaurerlogen vernichtet bzw. nicht wieder zugelassen hat, gibt es etwa 15.000 Freimaurer. Gut ein Drittel davon gehörenden sogenannten “altpreußischen” Logen, christlich orientierten Lehrarten an, der Große Landesloge und der Großen National-Mutterloge “Zu den drei Weltkugeln”. Die Mehrzahl ist vereinigt in der Großloge der Alten, Freien und Angenommenen Maurer (AFAM), deren Mitglieder nicht auf das Christentum verpflichtet werden, was nicht heißt, dass dort Christen nicht Mitglieder seien oder sein könnten.

Die Große National Mutterloge “Zu den drei Weltkugeln” wurde 1740 unter König Friedrich II gegründet, die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland 1770. Die geistigen Quellen der Lehrart jenes Ordens, über den hier berichtet wird, liegen im protestantischen Skandinavien.

So ergibt sich die Frage, was die Kirchen dazu sagen. Die evangelischen Kirchen in Deutschland problematisieren das Thema nicht über die Maßen. Das mag damit zusammenhängen, dass Gemeindemitglieder, die Freimaurer sind, sich ihrem Pastor oder Pfarrer offenbart haben, dass das Thema als nicht relevant genug erscheint, sich vertieft damit zu befassen. Wesentlich mag aber auch sein, zu Recht erkannt zu haben, das die Freimaurerei keine Konkurrenz zur Kirche ist und es auch nicht sein will!!

Ganz anders die katholische Kirche. Sie will nicht zulassen, daß ein Katholik auch Freimaurer sein kann. Vor gut 25 Jahren geführten offiziellen Diskussionen zwischen beiden Seiten, die zunächst eine Änderung der Position der katholischen Kirche erwarten ließen, wurden dann doch nicht in diesem Sinne abgeschlossen. Zunächst? Darüber vermag keiner was zu sagen. Wohl aber darüber, dass er eine Reihe von katholischen Geistlichen oder Ordensleuten gibt, die der Freimaurerei durchaus eine Rolle neben den Kirchen zuzuschreiben vermögen, und die das auch sagen. Jene zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Thema für so relevant halten, sich wirklich kundig gemacht zu haben was schon mal einen Bruder zu dem Kommentar bringen kann: “Der weiß ja von unserer königlichen Kunst fast mehr als wir!” (Königliche Kunst nennen wir unser freimaurerisches Lehrgebäude)

Nun zu den drei Graden in unserer Loge: Lehrling, Geselle und Meister.

Freimaurerlogen sind im rechtlichen Sinne Vereine. Dennoch wird man nicht durch Beitrittsentscheidungen Freimaurer. Wenn es denn nach den Prüfungen und der Zustimmung der Bruderschaft zu der Einladung des Suchenden kommt, wird er in einem feierlichen Akt zum Freimaurer aufgenommen, um in einem über Jahre laufenden Erziehungsprozess im Kreise der Brüder seinen Weg zur Vervollkommnung zu gehen. Und er wird auf keinen Bruder treffen, und arbeite jener noch so lange an sich selbst, der sagt, er sehe schon das Ende seiner Arbeit.

Die Aufnahme ist eine Initiation, die Einweihung, die Aufnahme in eine Gemeinschaft, der Anfang. Und für uns, die wir uns auf Handwerkliches gründen, steht am Anfang der freimaurerische Lehrling. Diesem Eingangsgrad folgen nach einiger Zeit engagierter (Mit)-Arbeit die des Gesellen und noch Später die des Meisters. Schon die Gesellen werden darauf verpflichtet den Lehrlingen auf ihrem Anfangswege behilflich zu sein. Dass Freimaurer aller Grade Verpflichtungen für die brüderliche Gemeinschaft zu übernehmen haben, versteht sich von selbst, und je mehr sich ein Bruder als Freimaurer entwickelt hat, desto mehr wird von ihm für die Bruderschaft seiner Loge, für den Orden erwartet.

Unsere freimaurerische Arbeit, die wir unter Zuhilfenahme der Symbole zu verrichten haben, macht deutlich, daß Freimaurerei mit Geometrie, mit Kunst, Mit Werkzeugen zu tun hat. Wir sollen uns, die wir zunächst “Rauer Stein” sind, zu einem Kubus, zu einem für den Bau fertigen Stein machen, wissend, dass das immer eine Idealvorstellung bleiben muss, weil der Mensch nie fertig wird.

Kommen wir nun zu dem Geheimnis. Mit vorangegangen Zeilen wurde keines offenbart. Erstens kann jedermann all das und noch viel mehr, in den in öffentlichen Büchereien zu findenden Werken selbst erlesen. Zweitens gibt es kein Geheimnis der Freimaurerei. Das Geheimnis der Freimaurerei ist das, was jeder an sich selbst erlebt; das kann sogar seinem Bruder nicht offenbart werden, so nahe der ihm auch sein mag. Es ist das Erlebnis ritueller (Mit)-Arbeit, Ergebnis eines individuellen Prozesses von Lernen und Meditieren. Mit Hilfe einer Ritualsprache, mit Hilfe von Zahlen und Zeichen und vor allem Symbolen.

Geheim bleibt für Außenstehende oft die Tatsache, dass ein Mann Freimaurer ist.

Warum das, wenn es doch nichts zu verbergen gibt, wenn die Freimaurerei doch keine Geheimgesellschaft ist? Die Antwort ist so einfach nicht. Es gibt etliche Freimaurer, die von sich selbst sagen, dass sie dieser weltweiten Bruderschaft angehören, ja, die sogar an einem kleinen Abzeichen am Revers ihres Jacketts zu erkennen sind. Jedoch, es ist maurerisches Gesetz, von keinem Bruder zu sagen, er sei Freimaurer, es sei denn, er habe das erlaubt.

Das erklärt sich aus zwei Gründen: einmal muss es jedem Bruder vorbehalten bleiben, ob er sagen will, dass er auf dem freimaurerischen Weg an seiner Vervollkommnung arbeitet. Und zweitens kann ein jeder Schutz verlangen vor dem Unverständnis von Menschen, die, aus welchen Gründen immer, hinter der Freimaurerei Gefährliches vermuten. Schließlich möchte sich niemand durch seine Zugehörigkeit zur Freimaurerei Ärger im Geschäftlichen, Beruflichen sowie Ärger in der Nachbarschaft einhandeln. Ganz am Rande: Fast jeder Bruder hat es erlebt, oder er kennt den Bericht eines anderen, irgendwo auf der Welt bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten jenseits von Logen einen Bruder entdeckt zu haben. Warum? Kein Abzeichen! Kein Zeichen überhaupt! Die Art, ein Thema zu erörtern, das Ausmaß an Toleranz anderer Meinung gegenüber, waren maßgeblich dafür, dass man einander näher kam, um später vielleicht die Logenzugehörigkeit auszutauschen. Wenn das fern der Heimat geschieht, ist die Freude darüber besonders groß.

Viele Außenstehende sprechen von wirtschaftlichen Vorteilen durch die Freimaurerei. Wer darauf baut, kann gar nicht aufgenommen werden. Es wird ihm das Versprechen abverlangt, dass die Erwartung wirtschaftlicher Vorteile nicht hinter seinem Aufnahmeantrag steht. Und das Versprechen eines Mannes von gutem Rufe bedeutet den Freimaurern viel. Sie werden sein Handeln daran messen.

Bei der Königlichen Kunst geht es um die Entwicklung des Menschen und nicht wie sich seine wirtschaftliche Aktivität “rechnet”. Das widerspräche der Gleichheit, unter der alle miteinander leben.

Alles, was der Gemeinschaft zuwiderläuft, muss von der Loge ferngehalten werden. Deshalb sind auch Gespräche über Religionen, über Politik in der Loge unzulässig, besser oder toleranter gesagt “nicht erwünscht”.

Dennoch war die Freimaurerei nie unpolitisch, wenn auch in einem ganz anderen Sinne als es ihnen von ihren Gegnern unterstellt wird. Das machen die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika so deutlich wie die Reform in Preußen im 19. Jahrhundert.

Oft werden wir über das Thema Frauen angesprochen, Politik ist Gesellschaftspolitik. Und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft ist heute erfreulicherweise mit der des vergangenen Jahrhunderts überhaupt nicht vergleichbar. So kann es nicht ausbleiben, dass die Frage nach den Freimaurern und ihren Frauen oder den Frauen überhaupt, die schon immer gestellt wurden, ein ganz anderes Gewicht bekommen hat. Es sollte deshalb auch nicht überraschen, dass in den Logen dieses Thema immer häufiger besprochen wird.

Das geschieht nicht zuletzt deshalb, weil wir Brüder recht häufig mit unseren Frauen, die wir Schwestern nennen, zu Vorträgen, Clubabenden oder in anderen gesellschaftlichen Rahmen zusammenkommen. Und dabei werden uns dann viele Fragen gestellt. Manchmal will auch eine Schwester wissen, warum eigentlich Frauen nicht an unseren Arbeiten teilnehmen können. Selbstverständlich wissen wir, dass unsere Frauen nicht weniger gebildet und vorbereitet sind, einen geistigen Prozess an sich zu vollziehen wie wir. Und haben wir nicht vor der Aufnahme eines Mannes auch wissen wollen, ob seine Frau oder Lebensgefährtin Verständnis dafür aufbringt, dass er Freimaurer wird? – Wir wollen keineswegs nur erreichen, dass unsere Frauen die Freimaurerschaft des Mannes tolerieren; es liegt uns sehr daran, dass sie ihm bei seinem freimaurerischen Weg, den er ja nur allein gehen kann, durch ihre verständnisvolle Liebe hilft. Deshalb kann es auch nicht mehr gut sein, dass ein Freimaurer seiner Frau gar nichts über das berichtet, was er an sich selbst erlebt. Schwierig ist das schon, weil es uns nicht erlaubt ist, das, was im Tempel rituell geschieht, einem Außenstehenden mitzuteilen. Doch das eigene Erleben, wenn es dann Bedeutung hat, muss der vertrauten Frau gegenüber vermittelbar sein. Wie das geschieht, kann nur ein jeder Bruder in seiner Beziehung zu der Partnerin selbst entscheiden. Abschotten sollte er sich in keinem Fall.
Weil die Logen in der Tradition von Dombauhütten gewachsen sind, kann es nicht erstaunen, dass es hier um einen Männerbund geht. Das soll auch so bleiben…..sagen wir.

Dann müssen wir aber auch Verständnis dafür aufbringen, wenn Frauen sich in Logen verbinden, in Frauenlogen, von denen es schon einzelne gibt, auch in Deutschland. Auch gibt es hier in Deutschland eine Frauenvereinigung in der Nähe der Freimaurerei. Sie gründet sich auf den amerikanischen Orden „Eastern Star“, der kein Freimaurerorden ist, dem aber Frauen von Freimaurern angehören, und die wegen der dort vermittelten Inhalte eine besondere Nähe zu den maurerischen Aktivitäten ihrer Männer finden mögen. “Gemischte Logen” kann es für uns allerdings nicht geben. Dafür sind eine Reihe von Gründen zu hören; mir will dieser am wichtigsten erscheinen: Trotz der gewachsenen Gleichheit der Geschlechter in unserer Gesellschaft erwächst doch glücklicherweise auch weiterhin eine spürbare und wohltuende Spannung aus der Unterschiedlichkeit, die den geistigen Entwicklungsprozess des Freimaurers behindern könnte, wenn Frauen anwesend sind. Das ist nicht den Frauen zuzuschreiben, sondern der Tatsache, dass der Mann sich unter solchen Umständen nur schwer selbst zu neutralisieren vermag, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Die Freimaurerei ist Teil der menschlichen Gesellschaft. Sie spürt jede ändernde Tendenz, vor allem deshalb, weil das Toleranzangebot sie hörend und sehend offen sein lässt. Die Freimaurerei hat in den vergangenen Jahrhunderten Entscheidendes für die menschliche Gesellschaft bewirkt. Ob sie weiterhin und erneut verstärkt Impulse der Menschlichkeit und der Nächstenliebe in die Gesellschaft zu tragen vermag, hängt ganz entscheidend davon ab, ob sie auch zur Kommunikation mit den Menschen fähig ist, die keine Freimaurer sind (da haben wir noch etwas nachzuholen).

Abschließend sei bemerkt, dass die an den Anfang gestellten Orientierungspunkte „Lehrlinie” für jeden Bruder sein sollen. Wir sollten versuchen, danach zu leben; denn wir werden danach bewertet und daran erkannt.
Verbindung schafft Nähe. Güte und tiefe Gedanken sind nicht auf Gruppen beschränkt. Wissen, vor allem transzendentes, und Verhalten wird über Symbole gelehrt. Die überzeugende Rolle der drei Johannisgrade, die es weltweit als Klammer gibt, darf nicht übersehen werden.

Ich denke, Freimaurerei aus der heutigen, modernen Sicht beinhaltet Orientierungspunkte „für eine Reise ins Ich und ins Du“, beides gewichtige Pole in einer wieder einmal sich rasant umgestaltenden Welt.