Johannisloge
„Zu den Romeriken Bergen“ e.V.
Essays
Was bewegt die Ordensfreimaurerei? Hier lernen Sie in ausgewählten Beiträgen unsere Themenvielfalt kennen – in Form von öffentlichen Diskussionen, Interviews, Vernissagen, Konzerten oder Vortragsabenden. Wir achten darauf, dass der Blick für das Wesentliche nicht verloren geht – frei nach dem Motto „weniger ist mehr“. Am „digital Overflow“ beteiligen wir uns nicht.
Dass die Freimaurerei keine typisch deutsche Entwicklung ist, dürfte hinreichend bekannt sein, auch dass sie ihren Ursprung nach unserem heutigen Erkenntnissen in England hat. Nicht nur diese Tatsache erklärt unsere enge Verbundenheit zu der Englischen Peverel Lodge in Hatfiel Peverel in der Grafschaft Essex.
Hier, vor den Toren Londons, fand ein ehemaliger deutscher Kriegsgefangener eine neue Heimat, Freunde und Arbeit und auch Zugang zu einer Freimaurer Loge, der Peverel Lodge. Glücklicherweise vergaß er seine deutsche Herkunft nicht und unterhielt auch weiterhin Kontakte zu seinen Verwandten in Hilden. Und so wurden die Bande von Ernst Schelisch zu einem Bruder unserer Loge geknüpft; in England überzeugte er seine Logenbrüder, einer Einladung zum Besuch der Johannisloge ‚‚Zu den Romeriken Bergen” in Remscheid zu folgen.
Das war 1987 – damals begannen die persönlichen Kontakte, die im Laufe der Jahre immer stärker wurden und manch enge Freundschaft entstand. Viermal inzwischen besuchten uns unsere englischen Brüder mit ihren Frauen hier, und auch wir waren bisher viermal dort. Bei jedem der Besuche, hier und auch in England, standen natürlich Freimaurerthemen im Mittelpunkt unserer Gespräche und Begegnungen, auch wenn es manchmal ‚‚mit der Sprache haperte”. Wir bemühen uns, unseren Englischen Brüdern Remscheid und die Umgebung näher zu bringen. Uns wurde indes bei unserem Besuchen in Essex viel Interessantes gezeigt, so die bekannte Universitätsstadt Cambridge, Leeds Castle in Kent, das schon vor tausend Jahren im Besitz der sächsischen Königsfamilie gewesen sein soll und heute noch bewohnt und bewirtschaftet wird. Auch hatten wir Gelegenheit, London und das Logenhaus in der Great Queen Street zu besuchen; ein Beispiel des sozialen Engagements der Englischen Logen ist Sisted Hall, ein hervorragend geführtes Altersheim für Logenbrüder und deren Witwen – wir verbrachten dort eindrucksvolle Stunden.
Bei unseren englischen Gastgebern lernten wir das typische englische Leben kennen, auch “with English Breakfast”, nach dem man an dem Tage nicht mehr viel zu essen braucht. Die Herzlichkeit unserer dortigen Freunde ist durch nichts zu überbieten, umso mehr schmerzt uns, dass inzwischen nach 15 Jahren Freundschaft so mancher Bruder in den ewigen Osten abberufen wurde und eine schmerzliche Lücke hinterlassen hat.
Obwohl eine breite Basis von Gemeinsamkeiten zwischen der deutschen und der englischen Freimaurerei besteht, haben sich die Rituale seit 1717, der Gründung der Großloge in London, doch ganz unterschiedlich entwickelt – interessant und lehrreich die Vergleiche, die wir zogen, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die wir erkannten.
Mit diesem Anspruch umschreibt Johann Wilhelm von Zinnendorf (1731-1782) sein hohes Ideal menschlicher Solidarität. Der Generalfeldstabsmedicus im siebenjährigen Krieg und Gründer der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland konnte dem erschütternden Elend der Kriegsopfer nicht tatenlos zusehen und ließ das Berliner Kriegsinvalidenhaus erbauen.
Seinen Namen trägt auch die ‚‚Zinnendorf Stiftung”, Stiftung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, welche seit Juni 1991 in Hamburg-Eppendorf 21 schwerstpflegebedürftige Menschen von 18-50 Jahren ein Zuhause bietet, nach dem Motto: ‚‚Ich wohne hier, um zu leben.”
Ziel ist hier, durch Behinderung verursachte Hilfsbedürftigkeit auszugleichen, ohne die Eigenständigkeit der Menschen einzuschränken. Den Bewohnern steht ein Appartement mit Pantry, Bad, Toilette und Abstellraum zur Verfügung. Die Räume können mit eigenen Möbeln ausgestattet werden. In der Stiftung werden nicht nur die pflegerische und hauswirtschaftliche Grundversorgung vorgehalten, sondern auch Angebote für Freizeit und Aktivitäten sichergestellt.
Freimaurer unserer Loge sorgten nicht nur durch Geldspenden für die Errichtung, sondern auch für den Fortbestand dieser bisher einmaligen Einrichtung in Deutschland. Der Sohn eines Bruders der Remscheider Loge war damals der erste Zivildienstleistende in der Zinnendorf-Stiftung und versieht auch heute noch seinen Dienst am Nächsten.
Albert Schweitzer
Immer noch leidet ein großer Teil der Bevölkerung in Rumänien Not, deren Ausmaß uns in Deutschland – trotz der Ereignisse der Flutkatastrophe – nicht ohne Weiteres vorstellbar ist. Bekanntlich leiden Kinder in besonderem Maße unter den Verhältnissen.
Zweifelsohne sind wir keineswegs in der Lage, die gesamte Not zu lindern oder gar zu beseitigen. Allerdings sehen wir es als Menschen-, ja insbesondere als Freimaurerpflicht an, das uns Mögliche zu tun.
Die Remscheider Johannisloge ‚‚Zu den Romeriken Bergen” hat in den vergangenen drei Jahren zu verschiedenen Gelegenheiten Geldspenden gesammelt, um das Kinderkrankenhaus in Sinaia (Rumänien) zu unterstützen. Dies geschah mit dem Ziel, direkt und ohne jegliche Zwischeninstanz einen Beitrag dazu zu leisten, dass kranken rumänischen Kindern während ihres Krankenhausaufenthalts ärztliche Hilfe zu möglichst guten Bedingungen angedeihen kann.
Dank unserer Hilfe konnten bisher Kühlschränke, Wasserhähne und Mischbatterien für das Kinderkrankenhaus in Sinaia angeschafft werden.
Mit unserem Gästeabend am 25. September 2002, auf den sogar in der Tagespresse hingewiesen wurde, wollte unsere Loge Rumänien ein Stück näher in unser aller Bewusstsein rücken. Die Veranstaltung umfasste eine Versteigerung rumänischer Spezialitäten und Volkskunst, einer Videovorführung mit Diskussion und einem rumänischen Buffet und wurde außergewöhnlich stark besucht von Gästen, Schwestern, Brüdern zweier befreundeter Logen und Brüdern unserer JL. Sämtlichen Einnahmen aus der Veranstaltung kommen direkt und ohne Zwischeninstanz dem Kinderkrankenhaus in Sinaia (Rumänien) zugute. Durch eine unserer Schwestern – sie ist von Beruf auch Schwester – konnten gebrauchte Krankenhausgeräte beschafft werden, die nach Sinaia transportiert werden. Zahlreiche Geräte stehen noch auf der von Chefarzt Dr. Roman letzten Monat erstellten Wunschliste. Im Nachhinein stellte sich bei einem Besuch in Sinaia heraus, dass der Chefarzt des von uns unterstützten Kinderkrankenhauses Freimaurer ist.
Die Remscheider Johannisloge ‚‚Zu den Romeriken Bergen” beabsichtigt, ihre Hilfsaktion künftig weiterzuführen. Sie möchte ihren Beitrag zur Linderung der großen Not der Kinder leisten. Wir sehen eine weitere Ermutigung hierzu in den nachstehend im Auszug wiedergegebenen Dankschreiben unseres Bruders Dr. Roman vom August 2002:
Ich grüße (…) alle Brüder aus Remscheid und danke allen für die wundervollen Gedanken, die sie uns entgegen bringen. Gleichzeitig möchte ich mich für ihre uns gegenüber gezeigte Großzügigkeit bedanken. Wir freuen uns auf eine dauerhafte Freundschaft und hoffen, dass uns eines Tages immer mehr Menschen aus Deutschland besuchen werden, um die rumänische Art und den rumänischen Geist kennen zu lernen. Auf diese Weise hätten wir endlich eine Chance, unsere Freundschaft und Dankbarkeit unter Beweis zu stellen.
Vielen Dank!
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in den westlichsten Gebieten Preußens 4 unter der Großen Landesloge arbeitende Johannislogen, nämlich „Zur Hoffnung“ in Cleve (gegründet 1775, eingegangen 1895), ,,zum Westfälischen Löwen“ in Schwelm (gegründet als ,,zum Goldenen Löwen“ 1792), „Prinz von Preußen“ in Solingen (gegründet 1840) und „Eos“ in Krefeld (gegründet 1853). Eine Andreasloge gab es nicht. Johannismeister, die ihre Aufnahme in eine Andreasloge wünschten, konnten sie in der Andreasloge „Indissolubilis“ in Berlin erlangen. Dies war zur Aufnahme und zu den Arbeiten jeweils mit mindestens zweitägigen Reisen nach Berlin verbunden. Die Große Landesloge suchte dem abzuhelfen, indem sie sogenannte historische Beförderungen in den Logenorten zuließ. Auf diese Weise wurden etwa 40 Brüder aus den westlichen Johannislogen Mitglieder der Andreasloge „Indissolubilis“. In Schwelm bestand bereits eine Schottische (St. Andreas-) Delegation.
Eine eigene Andreasloge unter dem Namen „Conjuncta“ wurde 1855 gegründet und konstituiert und 1856 in Solingen eingesetzt, weil die dortige Johannisloge in ihrem Logenhaus über ausreichende Räumlichkeiten verfügte. Solingen hatte zu der Zeit noch keinen Anschluss an das Eisenbahnnetz, so dass die Erreichbarkeit der Andreasloge schwierig war. Das trug wohl dazu bei, dass 1857 auch in Krefeld eine Schottische (St. Andreas-)Delegation entstand. Als die Krefelder Johannisloge „Eos“ ein eigenes Logenhaus baute, wurde die Andreasloge 1860 in das verkehrsgünstiger gelegene Krefeld verlegt, obwohl Solingen da auch mit einem Eisenbahnanschluss aufwarten konnte. Zum Sprengel der „Conjuncta“ kamen hinzu die Johannislogen „Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz“)n Bonn (aus einer Feldloge neueingesetzt 1853), „Victoria zur Morgenröte“ in Hagen (gegründet 1858), „Zum Märkischen Hammer“ in Lüdenscheid (gegründet 1888), „Rose und Akazie“ in Düsseldorf (gegründet 1897), ,,zu den Romeriken Bergen“ in Remscheid (gegründet 1903), „Freimut und Wahrheit“ in Köln (gegründet 1904) und „Adolf zu den drei Rosen“ in Velbert (gegründet 1918, nicht reaktiviert).
Mit diesem Zuwachs wurde der Ruf nach weiteren Andreaslogen laut. Im ursprünglichen Sprengel der „Conjuncta“ wurden gegründet 1902 die Andreasloge „Fortis“ in Hagen mit den Johannislogen in Schwelm, Hagen und Lüdenscheid, 1906 die Andreasloge „Robur“ in Bonn mit den Johannislagen in Bonn und Köln (reaktiviert 1980 in Köln) und 1926 die Andreasloge „Perseverantia“ in Remscheid mit den Johannislogen in Solingen und Remscheid.
Die Andreasbrüder aus Remscheid hatten sich bereits 1918 zu einem Andreaskränzchen zusammengeschlossen und ihm zum Ende des Ersten Weltkrieges den Namen „Pax“ gegeben. Die Gedanken, eine selbständige Andreasloge zu gründen, wurden hier geweckt und durch die Wirren der Rheinlandbesetzung und die damit verbundenen Reisebeschränkungen verstärkt. In der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Andreasloge „Conjuncta“ aus dem Jahre 1930 wird berichtet, dass den Brüdern aus Remscheid und Solingen bis zur Beendigung der Ruhrbesetzung gar oft die Möglichkeit, zu den Arbeiten in Krefeld zu erscheinen, genommen war. Logenmeister Br. Laubenburg (1920-1926) und Br. Heinemann (1926-1931) unserer Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ bekräftigten dieses Begehren und hatten damit 1926 Erfolg.
Die neue Andreasloge „Perseverantia“, deren Name auf einem Vorschlag von Br. Heinemann beruhte und zu deren Sprengel die Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ in Remscheid und die Johannisloge „Prinz von Preußen zu den drei Schwertern“ in Solingen gehörten, fand ihre Räumlichkeiten nach kleineren Umbauarbeiten und einer anpassenden Veränderung der Einrichtung im Remscheider Logenhaus. Die Lichteinbringung erfolgte am 2. Mai 1926. Wortführender Meister wurde der Remscheider Bruder Friedrich Brenne, I. Abgeordneter Meister der Remscheider Bruder Karl Laubenburg. Die Andreasloge „Conjuncta“ bedauerte durch die Neugründung den vorübergehenden Verlust von 52 Mitgliedern, die in die „Perseverantia“ wechselten, beglückte die neue Loge aber mit der zu den Ritualgegenständen zählende Krone als Geschenk.
Über die Arbeiten und Mitgliederzahlen der Andreasloge „Perseverantia“ liegen hier keine Unterlagen vor. Ein mit dem Briefkopf ,,St. Johannisloge Romerike Berge/St. Andreasloge Perseverantia“ versehenes handschriftliches Schreiben vom 30. Januar 1934 an den „Ordenskanzler des Deutsch-Christlichen Ordens“ in den Akten der Großen Landesloge ist unterzeichnet mit „Dr. Karl Laubenburg, z. Z. noch Conventsmeister A. L. Perseverantia, J. L. Romerike Berge“. Der rechtsfähige Verein „St. Johannisloge Zu den Romeriken Bergen e. V.“ und der nichtrechtsfähige Verein fISt. Andreasloge Perseverantia“ haben sich 1935 aufgelöst. Im Liquidationsverfahren ist die Schlussrechnung am 10. März 1938 erstellt und am 11. April 1938 vom Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei anerkannt worden. Das an den Liquidator der Großen Landesloge abgeführte Vermögen der „Perseverantia“ betrug 10,73 Reichsmark.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ am 22. August 1947 ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die Andreasloge „Conjuncta“ wurde unter Verlegung von Krefeld nach Düsseldorf am 24. Januar 1950 wiedererrichtet. Noch vor der am 16. April 1950 erfolgten Lichteinbringung sind 16 Andreasbrüder aus der Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ der Andreasloge „Conjuncta“ beigetreten. Durch ihren Logenmeister Br. Borchard haben sie dabei die Krone, die die Andreasloge Conjuncta“ der Andreasloge „Perseverantia“ bei deren Lichteinbringung geschenkt hatte, der Andreasloge „Conjuncta“ zurückgegeben. Wo diese Krone die Jahre von 1935 bis 1950 überstanden hat, ist nicht bekannt.
Die Andreasloge „Perseverantia“ wurde nicht reaktiviert.